Ein neues Firmalter einzuführen ist ein aufwendiger Prozess, der auch gut begründet sein will. Hier findest du ausgewählte Argumente, die für ein höheres Firmalter sprechen:
…damit Firmung den eigenen Ansprüchen gerecht werden kann, ein bewusstes „Ja“ zum Glauben zu sein
Firmung will eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, dem eigenen Sein. Gott soll als Kraft wirken. Zur Voraussetzung gehört eine Ahnung dazu, wer ich bin/wer ich sein will, was wiederum für ein höheres Firmalter spricht. Das Erfahrene will christlich gedeutet werden. Die Jugendlichen werden im Firmkurs dazu ansatzweise befähigt.
…damit sich die Jugendlichen für den Firmweg selbst entscheiden
In den letzten Jahren ist das Bewusstsein gewachsen, dass es sich beim Sakrament der Firmung um eine Entscheidung des einzelnen Gläubigen handelt. Das Firmsakrament setzt eine gewisse Entscheidungsfreiheit voraus und diese wiederum eine Selbstreflexion und –findung. 17-Jährige haben einen solchen Prozess zumindest bereits teilweise hinter sich und bereits wichtige Entscheidungen getroffen. Der Entscheid zur Firmung ist in diesem Alter ein Akt, der möglicherweise bewusster geschieht als am Ende der obligatorischen Schulzeit.
…weil ab 17 Jahre eine Reife da ist, um Knotenpunkte des Lebens und des Glaubens neu zu deuten und junge Menschen länger begleitet werden
Durch Firmung 17+ verschwinden schulische Lernkontexte. Damit sind durch die Veränderungen im Lebenskontext (Schulabschluss, Lehre, Gymnasium usw.) neue Sichtweisen auf Lebens- und Glaubensthemen möglich. Junge Menschen beschäftigen sich somit länger und in einer entscheidenden Entwicklungsphase des Lebens mit Fragen des Glaubens und können dem Leben ein stärkeres christliches Fundament verleihen. Eine Begleitung der Kirche bis ins junge Erwachsenenalter wird ermöglicht.
So gelingt es, religiöse Themen in einem neuen Kontext aufzugreifen und auf einen Weg zu bringen. Dies führt dazu, dass die Verantwortlichen für die Firmkurse1
…Lebensweltbezüge der jungen Menschen integrieren und Settings planen, an welchen diese partizipieren können.
…Lernorte des Austausches über Erfahrungen des Glaubens schaffen.
…Firmkonzepte entwickeln, welche Methoden aus der Jugendarbeit und der Erlebnispädagogik beinhalten.
…auf engagierte ehrenamtliche Firmbegleiter:innen bauen.
…verschiedene Firmmodelle im Sinne einer Pluralität dieser Teilnehmenden (unterschiedliche Prägungen und Erwartungen) aufbauen und mit Partnern parallel anbieten.
1 Vgl. Firmung, Theorie und Praxis eines eigenwilligen Sakraments, S 59
…weil positive Erfahrungen mit diesem Konzept gemacht wurden
In der neuen pastoralen Situationen haben schon mehrere Pfarreien und Pastoralräume im Bistum Basel das Firmkonzept angepasst und auf das Firmalter 17+ erhöht. Die Zeiten, wo Kinder in der siebten oder sechsten Klasse oder sogar noch früher gefirmt wurden, scheinen vorbei zu sein. Die Erfahrungen in den Pfarreien mit dem Firmalter 17+ sind positiv. Sie sind aber personal- und kostenintensiv, wollen sie Erfolg haben. Vor allem setzen sie kompetentes Personal für diese Altersstufe voraus. Engagiertes, einladendes, begeistertes Personal kann auch junge Menschen begeistern.
…weil Firmung 17+ Jugendliche befähigt und die Jugendarbeit belebt
Der Firmweg kann Jugendlichen ein vertieftes Verständnis von Glauben sowie eine positive Kirchenerfahrung ermöglichen. Mit der positiven Kirchenerfahrung wird die Chance genutzt, die sich durch die kognitiven Fähigkeiten, die grössere Eigenständigkeit und die emotionale Entwicklung ergeben. Junge Menschen, welche positive Erfahrungen im Firmweg gemacht haben, engagieren sich in der Folge gerne in der Pfarrei oder als Firmbegleiter:innen. Firmung 17+ kann somit die Jugendarbeit und die Pfarreiarbeit beleben.
…weil sich durch Firmung 17+ die pastoralen Realitäten und Konzepte verändern
Die Gestaltung der Firmvorbereitung in einer lebensweltbezogenen Weise verlangt Kreativität und neue Ideen. Vor allem verlangt sie eine Pfarreisituation, in der nicht nur die Firmverantwortlichen sich für die Anliegen junger Menschen interessieren2. Die zeitliche und methodische Gestaltung, die Kommunikation wird sich immer auf die Gegebenheiten und die möglichen Zielgruppen in einer ganz bestimmten Pfarrei oder einem Pastoralraum abstimmen müssen.
2 Vgl. Firmung, Theorie und Praxis eines eigenwilligen Sakraments, S 69
…weil es Bischof Felix empfiehlt
Bischof Felix hat aus solchen Argumenten eine Erklärung für die Firmpastoral herausgegeben (Auszug aus seiner Erklärung vom 10.01.20213): „Diese Erkenntnisse haben mich dazu bewogen, den Seelsorgerinnen und Seelsorgern in unserem Bistum, die im Bereich der Firmpastoral tätig sind, und den Verantwortlichen in Pfarreien, Pastoralräumen und anderssprachigen Gemeinschaften zu empfehlen, eine Erhöhung des Firmalters ins junge Erwachsenenalter (Firmung 17+ oder ähnliche Konzepte) zu prüfen und die Chancen zu erkennen, die darin für die Jugendarbeit, die Gemeindekatechese und eine lebendige Glaubenskommunikation liegen“.
3 https://www.kath-tg.ch/ Empfehlung von Bischof Felix Gmür.pdf