Gesellschaftliche Entwicklung
Wir Menschen verändern uns – ebenso sind die Gesellschaft und der Platz der Institutionen darin in Bewegung. Im vergangenen Jahrhundert hat sich die Gesellschaft von einer «geschlossenen» Gesellschaft zu einer «offenen» Gesellschaft gewandelt. In der «offenen» Gesellschaft bestehen verschiedenste Ordnungs- und Wertestrukturen nebeneinander. Die Kirche, welche oftmals noch als Gebäude zwar im Dorf steht, steht auf der Einflussliste der Menschen heute eher am Rand.
Jörg Stolz (Professor für Religionssoziologie, Lausanne) kommt 2022 zu folgenden Schuss mit folgenden Tendenzen:
- Säkularisierungstendenz und Pluralisierung in der Schweiz werden stärker – bis zu einer grossen Tendenz zu keiner Religion dazu zu gehören.
- Christliche Religiosität in der Schweiz nimmt weiter ab, holistische Spiritualität bleibt relativ konstant.
- Säkularisierung wird von Generation zu Generation stärker, ebenso nimmt der christliche Glaube von Generation zu Generation ab.
- Säkularisierung wird nicht durch alternative Spiritualität ersetzt.
Konsequenzen für die kirchliche Jugendarbeit
Beziehungen bleiben wichtig – auch für die junge Generation. Sie wird aber anders gelebt und anders gepflegt. Institutionen, welche auf die unmittelbaren Beziehungen gebaut haben, erleben eine Irritation. Angebote, welche gestern noch funktioniert haben, finden heute wenig Interessierte. Der Jugendkeller ist leer. Der Treffpunkt, welcher noch vor Jahren belebt war, ist vergessen. Es gilt zu entdecken, wo die Lebensräume der Jugendlichen sind. Wo gestalten sie Leben, welches Umfeld ist dafür nützlich? Die Sehnsucht nach Sinn, Deutung ist nicht verloren gegangen. Sie hat sich diversifiziert und Deutungsorientierungen sind vielfältiger geworden.
Deshalb muss sich eine Angebotskirche neu überdenken und Leitelemente aus der aufsuchenden Sozialarbeit als Orientierungspunkt nehmen: Kollaboration, partizipative Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken (4K-Modell des Lernens) sind Wesenselemente, mit welchen Menschen heute aufwachsen. Diese sind zu berücksichtigen.
Die Kirche hat sich von der Volkskirche zu einer Kirche entwickelt, welche die Menschen nicht mehr von der Wiege zur Bahre begleitet, sondern ihnen, wenn Berührungspunkte entstehen, zumindest punktuelle Erfahrungen ermöglichen kann.
Das Projekt Firmung 17+ bietet eine Nahtstelle zwischen der Alltagserfahrung von Jugendlichen und tradierten sinnstiftenden Orientierungen.